„Es ist verrückt“, sagt der Kopf.
„Du könntest verletzt werden“, sagt das Herz.
„Ich habe Angst“, sagt der Bauch.
„Tu es, wir werden daran wachsen“, sagt die Seele.
– Bahar Yilmaz – Quelle
Es ist die Sehnsucht nach der Ferne, die uns Einblicke in fremde Kulturen verschafft und Kontakt zu Menschen aus aller Welt ermöglicht. Mit jeder neuen Begegnung ändert sich der Blickwinkel auf unser Weltbild. Wir schenken unseren Mitmenschen mehr Aufmerksamkeit, hören öfter zu, sehen weniger weg. Es scheint so, als würden wir sensibler auf unser gesamtes Umfeld reagieren. Wir würden sogar behaupten, ein besseres Gefühl für die Zeit entwickelt zu haben. Denn wir schätzen sie mehr als je zuvor. Für uns ist jeder Tag auf unserer Reise ein Geschenk. Und nichts ist wie gestern. Einzig und allein bleibt das Zähneputzen, das an eine alltägliche Routine erinnert.
Was wären jedoch all die Erfahrungen für uns, wenn wir nicht die Zeit zum Reflektieren hätten?
Und genau aus diesem Grund ist dieser Blog entstanden. Auch wenn es doch immer wieder einige Zeit in Anspruch nimmt, die Bilder im Kopf in Worte zu fassen oder in Texten wie diesem, seine Gefühlswelt zu ordnen und auszuformulieren. Diese Zeilen helfen ungemein das Erlebte zu verarbeiten und Bewusstsein zu schaffen. Bewusstsein zu schaffen für das, was gerade mit uns passiert.
Eins ist sicher: Reisen verändert.
Genügsamkeit
Wir lernen mit wenig auszukommen. Bisher bedeutsame Dinge verblassen allmählich. Wie sonst könnte unser Leben gerade mal in zwei Backpacks passen? Kein Platz für Schnick Schnack im Gepäck, kein Raum für materiellen Reichtum. Im Mittelpunkt steht ganz klar das Abenteuer. Und dafür ist nie mehr nötig als Wagemut und gute Laune. Egal, ob wir gerade am Rande eines blubbernden Vulkankraters stehen, einem Komodo Waran in freier Wildbahn tief in die Augen blicken oder uns für die nächsten fünf Stunden zu elft ein Auto teilen, das eigentlich nur für sechs Personen ausgelegt ist. Diese Geschichten, die uns das Reisen bietet, sind mit keinem Geld der Welt bezahlbar. Geschichten, die das Leben füllen und für immer unvergessen bleiben.
Weltoffenheit
Andere Dinge dagegen nehmen mehr und mehr an Bedeutung zu. Das Reisen schärft unsere Sinne. Das heißt nichts anderes, als dass wir unsere sonst so rasante Umwelt viel intensiver wahrnehmen. Wir gehen offener auf fremde Menschen zu. Dadurch lernen wir Persönlichkeiten kennen, auf die wir wahrscheinlich in unserem gewohnten Umfeld sonst nie treffen würden. Wir hören von Schicksalsschlägen oder Lebensweisheiten, die uns zum Nachdenken anregen. Wir führen Gespräche, die uns im tiefst Inneren berühren und bewegen. Letztendlich hinterlässt jede zwischenmenschliche Begegnung irgendwo ihre Spuren. Mitgefühl. Inspiration. Manchmal sogar Freundschaft.
Gelassenheit
So wahnsinnig aufregend eine Weltreise sich anhört, so oft fordert sie uns auch heraus. Manchmal laufen Dinge eben nicht so wie geplant. Ständig gilt es sich den Gegebenheiten vor Ort anzupassen. Jedes Land funktioniert anders. Das ist spannend, kann aber auf Dauer anstrengend sein. Ich bin zum Beispiel ein Mensch, der gerne plant und wenig dem Zufall überlässt. Das soll weniger bedeuten, dass ich nicht spontan sein kann, sondern dass ich eben gerne vorbereitet sein möchte. Nur ungern verlasse ich einen Ort, mit dem Gefühl nicht alles gesehen zu haben oder im schlimmsten Fall gar etwas verpasst zu haben. Das hat sich jedoch geändert. Auf Dauer ist der Aufwand einfach zu groß, um lange voraus zu planen. Vor allem, wenn wir alle paar Tage an einem anderen Ort und alle paar Wochen in einem anderen Land unterwegs sind. Und das ist vollkommen okay. Einfach mal Treiben lassen.
Bewusstsein
Je länger wir auf Reisen sind und je weiter wir uns von unserem Alltag distanzieren, desto bewusster wird uns vor allem, wie wenig es braucht, um im Einklang mit sich selbst zu sein. Viel zu oft fühlten wir uns abgelenkt von unserer tobenden Umgebung und all den Hürden des Alltags. Gerade sind wir dabei, die Balance zu finden und Bewusstsein zu schaffen. Wir haben weniger das Gefühl zu müssen oder zu funktionieren. Konzentrieren uns auf Dinge, die uns wichtig sind und positive Veränderungen in uns hervorrufen. So verabschieden wir uns von gewohnten Denkmustern, entwickeln neue Perspektiven und entdecken völlig neue Seiten an uns.
Wir nennen das persönliches Wachstum.